Bücherweltgeschichten: Lykanthropie
Werwölfe und Lykanthropen besitzen beide die Fähigkeit, zwischen der Gestalt eines Menschen und der eines Wolfes zu wechseln. Dieser Wechsel geschieht jedoch eher unwillkürlich. Beide Völker wurden im 17. Jahrhundert in die Nachtwälder der Verlorenen verbannt.

Unterschiede zwischen Werwölfen und Lykanthropen
Während Werwölfe als Gestaltwandler geboren werden und sich nur bei Vollmond wandeln, haben sich Lykanthropen mit der sogenannten Lykanthropie-Krankheit angesteckt. Diese wird vom Lupomuto-Parasiten ausgelöst und birgt die Gefahr, dass sich Infizierte jederzeit unkontrolliert wandeln könnten.
Der Lupomuto benötigt für Wachstum und Fortpflanzung bestimmte Mineralien, die hauptsächlich im Fleisch von Rot- und Schwarzwild enthalten sind. Heimisch in Zentral-Europa befiel der Parasit zunächst vornehmlich Wölfe und Werwölfe, die aufgrund ihres Jagdverhaltens eine ideale Mineralienquelle darstellten.
Als der Wolfsbestand in Europa aufgrund aggressiver Bejagung durch den Menschen stark zurückging und mit dem Aufkommen des Neumondtranks die Wandlungsrate von Werwölfen abnahm, musste sich der Lupomuto anpassen.
Wandeln und Jagen – der Wirt hat keine Wahl
Es überlebten die Parasiten, die gewandelte Wölfe befielen und deren Gen absorbierten, das den Wirt zwang, sich bei Vollmond zu wandeln. Um sich weiter auszubreiten, modifizierte der Parasit das Gen, sodass er es auf Nicht-Werwölfe übertragen und so diese zu geeigneten Wirten machen konnte.
Hört sein Wirt auf, sich zu wandelt, nistet sich der Lupomuto ins Rückenmark eines neuen Wirts ein und verpflanzt das modifizierte Gen in dessen DNA. Diese genetische Mutation ist irreversibel und Lykanthropie gilt somit als nicht heilbar.
Aufkommen der Krankheit Lykanthropie
Der erste dokumentierte Fall von Lykanthropie stammt aus dem 17. Jahrhundert. Eine junge Hexe, die im Wald Zutaten für ihre Reifeprüfung sammelte, verschwand wochenlang und kehrte als gewalttätiges Hybridwesen zurück, das unkontrolliert zwischen Menschen- und Wolfsgestalt hin und her wechselte.
Die junge Frau wurde unter Quarantäne gestellt, allerdings war die druidische Wissenschaft nicht ausgereift genug, um den Parasiten zu identifizieren. Stattdessen wurde Lykanthropie als Krankheit unbekannten Ursprungs klassifiziert und vom Rat der Hexen als höchst besorgniserregend eingestuft.
Verbannung aller Wolfsartigen
Die große Pest von London, die 1665 in der Menschenwelt ausbrach, erreichte im Jahr 1666 auch die Arkanwelt. Dadurch waren die Immunsysteme der Wesen geschwächt und leisteten dem Einfall des Lupomuto-Parasiten kaum Widerstand. Innerhalb eines Jahres vertausendfachte sich die Zahl der befallenen Wesen und man suchte fieberhaft nach einer Erklärung.
Ein Sündenbock war schnell gefunden: Da die DNA von Werwölfen bereits ein Wandlungs-Gen enthält und so nicht vom Lupomuto überschrieben werden kann, verläuft ein Befall durch den Parasiten bei Werwölfen ohne Symptome. Als einzige Wesen, die offenbar nicht von der Seuche befallen werden konnten, galten Werwölfe nun als deren Überträger.
Zum Schutz der Bevölkerung, so hieß es, wurden sowohl die infizierten Lykanthropen als auch die Werwölfe in die Nachtwälder verbannt und standen jahrhundertelang unter strenger Überwachung durch die Drachengardisten.
Stigmatisierung trotz Entlastung
Erst im Jahr 1954 erbrachte die Druidenschule von Londria den unumstößlichen Nachweis der Existenz des Lupomuto-Parasiten sowie der DNA-Mutation, durch die Lykanthropie ausgelöst wird.
Dennoch leiden Werwölfe bis heute unter dem Vorurteil, parasitenbefallene Seuchenherde zu sein und werden außerhalb der Nachtwälder nicht geduldet – obwohl sie offiziell nicht mehr verbannt sind.
Aus dem Projekt: Der König von Ifrinn
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