Schreibtipp: Magie in Fantasy-Romanen

Muss in der Fantasy die Magie immer im Mittelpunkt stehen?

Goldene venezianische Faschingsmaske mit schwarzen Federn auf dunklem Hintergrund, daneben eine weiße Rose.

Braucht man bei Fantasy-Romanen eigentlich unbedingt ein ausgeklügeltes Magiesystem, das den Kern der Welt bildet und sich auf alles auswirkt, das darin geschieht? Nein. Und warum nicht, erkläre ich dir in diesem Artikel.

13. Okt. 2024

Inhalt

Wie viel Magie darf es in (High-)Fantasy-Büchern geben? Ich finde, das hängt davon ab, welchen Einfluss Magie auf die Handlung hat und welchen Zweck sie in der Welt erfüllt. Denn in Fantasy-Romanen gibt es insgesamt zwei Rollen, die Magie erfüllen kann: Entweder ist sie handlungstragend oder unterstützt Welt bzw. Handlung der Geschichte.

Magie als Handlungsträger

In ihrer ersten Rolle gestaltet Magie die Geschichte maßgeblich mit, weil sie einen wesentlichen Einfluss auf sämtliche Ebenen der Fantasy-Welt hat und zu jeder Zeit präsent ist. Beispiele dafür sind „Shadow and Bone“ oder „Avatar: Der Herr der Elemente“.

Magie in „Shadow and Bone“

In dieser Reihe ist die Magie essenzieller Bestandteil verschiedener Handlungsstränge: Die Grundprämisse baut auf verbotener Magie, Errettung durch Magie und das Erlernen von Magie auf. Ein Nebenstrang, die Verfolgung der „Grisha“ (= Magier), bezieht sich auf die Einstellung der Fantasy-Gesellschaft in Bezug zu deren Magie (Akzeptanz vs. Angst).

Magie in „Avatar: Der Herr der Elemente“

Das Bändigen, also die Magie, mit der die Elemente manipuliert werden, ist zentrales Element dieser Serie. Der Protagonist muss alle vier Elemente meistern, um die Welt vor einer übermächtigen Bedrohung zu retten. Diese Befähigung beeinflusst auch die Nebenstränge maßgeblich: Was ist gutes bzw. schlechtes Bändigen? Ist ein Element, also eine Magie, überlegen? Wird jemand ausgeschlossen, der kein Bändigen beherrscht?

Die erste Magie beeinflusst Welt und Handlung.
Sie nimmt viel Raum ein.

Drei junge Frauen lachen zusammen. Hintergrund ist unscharf, die Sonne scheint.

In ihrer zweiten Rolle kann Magie ordentlich Ambiente erzeugen.

Magie als Unterstützung

In ihrer zweiten Rolle existiert Magie eher beiläufig, wie beispielsweise in „Der Herr der Ringe“ oder „Game of Thrones“: Sie ist Teil der Welt, bestimmt aber nicht die Handlung. Es gibt übernatürliche Kreaturen, aber Magie ist hier Beiwerk. Wenn sie in der Handlung eingesetzt wird, dann nimmt sie einen kleineren Raum, meist in unterstützender Funktion ein.

Magie in „Der Herr der Ringe“

Tollkiens Klassiker legt den Fokus auf Abenteuer und blutige Schlachten – alles zum Schutz von Mittelerde. Allein die Tatsache, dass es weniger darum geht, die Magie des Rings zu nutzen, als um deren Konsequenz (die Besessenheit ungewollte Aufmerksamkeit), ist bezeichnend. Es gibt verzauberte Gegenstände, aber sind eher als „Beiwerk“ präsent. Die Handlung basiert auf Entscheidungen der Konfliktparteien, Vertrauen und Misstrauen sowie Gefahren der Fantasy-Welt selbst. Und Sauron überschattet die Geschichte kaum mit seiner Magie, obwohl er tief damit verwoben ist.

Magie in „Game of Thrones“

Die Reihe von George R. R. Martin geht sehr sparsam mit Magie um*. Es gibt durchaus Wesen magischen Ursprungs und übernatürliche Phänomene wie Visionen oder Feuerimmunität. Magie wird trotzdem nicht explizit, systematisch oder handlungsbestimmend genutzt. Der Fokus liegt auf dem Für und Wider der Konfliktparteien, auf Strategien und Intrigen

*Anmerkung: Ich habe von der Serie nur die ersten drei-vier Staffeln gesehen und ein bisschen was online gelesen. Korrigiert mich gern, wenn in den letzten Staffeln oder in den Büchern mehr Magie ausgepackt wird.

Zusammenspiel beider Rollen

Der Fokus, welchen Anteil die Magie an der Geschichte hat, kann sich im Laufe der Handlung verschieben oder figurenabhängig sein. Ein gutes Beispiel dafür ist die Hexer-Saga.

Magie in der „Hexer-Saga“

In diesem Roman erfüllt die Magie gleich mehrere Rollen: Einerseits fokussieren die einzelnen Handlungsstränge sich unterschiedlich stark auf Magie, andererseits ist die Rolle der Magie auch abhängig von den Perspektivfiguren:

Geralt, der namensgebende Hexer, der den Hauptteil der Handlung einnimmt, benutzt Magie als Werkzeug: Er wirkt Zeichen, die ihn im Kampf unterstützen und Alchemie für seine Elixiere. Allerdings macht sie nie den Hauptteil aus.
Der magische Anteil in der Handlung um Cirilla nimmt während der Geschichte zu, doch es gibt immer wieder Abschnitte, in denen es mehr um die Interaktion zwischen Konfliktparteien geht.
Den größten Anteil an Magie hat die Handlung um Yennefer: Die Zauberin identifiziert sich über Magie und ein Großteil der Handlung bezieht sich darauf – hat jedoch ebenfalls nicht-magisch fokussierte Abschnitte.

Goldene venezianische Faschingsmaske mit schwarzen Federn auf dunklem Hintergrund, daneben eine weiße Rose.

Magie muss nicht zwingend nur eine einzige Rolle erfüllen: Die Balance machts!

Fazit

Was heißt das für deine Geschichte? Magie kann deine komplette Romanwelt tragen und die Handlung maßgeblich beeinflussen oder lediglich Mittel zum Zweck sein. Es ist in Ordnung, wenn sie nur dazu dient, dich aus schwierigen Situationen herauszuholen, in die dich deine Figuren manövriert haben. Auch eine Funktion als schönes Beiwerk, um das Ambiente deiner Welt zu unterstreichen, ist möglich.

Darüber hinaus ist es nicht in Stein gemeißelt, welchen Anteil sie in deinem Roman einnimmt. Vielleicht passt sie an einigen Stellen besser in die Handlung und an anderen eben nicht. Hauptsache ist, dass sie authentisch wirkt und immer einem klaren System folgt. Deine Lesenden sollten den Stellenwert der Magie kennen, um bewerten zu können, welchen Wert in einer bestimmen Situation hat.

Lies hier weiter:

Goldene venezianische Faschingsmaske mit schwarzen Federn auf dunklem Hintergrund, daneben eine weiße Rose.

Mit Wetter starke Emotionen schreiben

Die Frage, worum es in ihrem Buch geht, hat wohl alle Schreibenden schonmal ordentlich aus der Bahn geworfen. Dabei sollten wir die Antwort doch genau kennen, oder nicht? Was ein Pitch überhaupt ist, wann du einen Pitch brauchst und vor allem, wie du einen Pitch schreibst, erfährst du hier!

Goldene venezianische Faschingsmaske mit schwarzen Federn auf dunklem Hintergrund, daneben eine weiße Rose.

Mit Wetter starke Emotionen schreiben

Wer kennt es nicht, das eingeschneite Pärchen in der heimeligen Almhütte oder die Seefahrer, deren Überfahrt dank Jahrhundertsturm zum gefährlichen Abenteuer wird. Dass das Wetter ein großartiges Storytelling-Tool ist, hat die Belletristik schon lange für sich entdeckt – mal mehr und mal weniger subtil. Ein paar Wetter-Kniffe für deine Szenen findest du in diesem Artikel!

Goldene venezianische Faschingsmaske mit schwarzen Federn auf dunklem Hintergrund, daneben eine weiße Rose.

Schreibtipp: Mit dem Face-Konzept spannende Figuren schreiben

Ganz besonders Autor:innen wissen, wie wichtig es ist, dass Figuren ihrem Charakter entsprechend aufeinander reagieren. Aber es kann ganz schön schwer sein von „er ist ein netter Mensch“ auf „wie würde er mit seiner Mutter sprechen, wenn seine Kumpels dabei sind?“ zu schließen. Wie das Problem also lösen? Ganz einfach: Du nutzt das Face-Konzept.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert